Der HERR spricht: Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst. (Psalm 32,8)


Mensch, wo bist du?

„Mensch, wo bist du?“ - Themenpredigt zur Urgeschichte 1.Mose 3,1-24, Großschönau am 13.7.25
von Pfr. Gerd Krumbiegel

Liebe Gemeinde,
uns begegnet heute Morgen einer der bekanntesten und gleichzeitig einer der spannendsten Bibeltexte. Die Geschichte vom sogenannten „Sündenfall“. Doch vorweg sei eines gesagt: In der Geschichte ist weder von „Sünde“, noch von einem „Fall“ die Rede.(1, S.4) Über diese Geschichte wurde viel gesagt, auch Vieles, was bei näherem Hinsehen nicht stimmt.
   Doch ist mir eines wichtig: wenn wir uns jetzt von der Geschichte am Anfang der Bibel mit auf den Weg nehmen lassen, dann nicht im „Fernsehmodus“ oder im „Couchmodus“. Wir dürfen nicht so tun, als sei das eine ein für allemal abgeschlossene Geschichte. Erzählt wird nicht, was dem ersten Menschenpaar vor mehreren tausend Jahren passiert ist, erzählt wird, was bis heute geschieht, und zwar mitten unter uns, besser gesagt mitten in uns.(2, S.18.48) Und wer schon einmal den Wunsch verspürt hat, wenn es die Möglichkeit gäbe in der Zeit zurückzureisen und Adam und Eva auf die Finger zu klopfen und damit das Unheil abzuwenden, der wird sich dabei ertappen, dass die Finger, auf die er da klopft, letztlich seine eigenen sind...

Gehört haben wir die Worte des Predigttextes aus dem 1. Mosebuch als Lesung. Der Herr segne an uns sein Wort. Amen.

Liebe Gemeinde,
unser Text hat ja eine Vorgeschichte. Die ist wichtig und ich lese drei Verse daraus vor (1.Mo. 2,9.16f). Dort heißt es:

„Und Gott der HERR ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen... Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen.“

Das ist der Hintergrund, vor dem sich nun die Versuchung abspielt. Wir sehen vor unserem inneren Auge, wie Gott mit einer großen Armbewegung auf die ganze Schöpfung zeigt(3, S.36, 4, S.142): Das alles, lieber Mensch, steht dir offen, iss und erfreue dich daran, bebaue und bewahre.“ Kein kleinlicher, sondern ein großzügiger Gott wird sichtbar; einer, der kein Problem damit hat, Macht abzugeben und seinem Geschöpf anzuvertrauen. Die ganze Welt gehört dir, Mensch! Was für eine Weite!   
   Und hier liegt auch der Unterschied zum Tier, der Mensch kann von der verbotenen Frucht essen, aber er soll nicht.(3, S.36) Können und Sollen sind nicht mehr deckungsgleich. Adam und Eva werden gefragt: Was willst du?(3, S.36) Und in diesem Augenblick wird der Mensch erst recht eigentlich zum Menschen, er tritt aus der Programmierung des Instinktes heraus und ist vor Möglichkeiten und damit in die Freiheit gestellt.(3, S.36) Er darf und er muss sich entscheiden, er wird sich seiner selbst bewusst.
   Das, was mit dem verbotenen Baum wie eine risikoreiche Versuchsanordnung aussieht, ist in Wirklichkeit Größe, die Gott dem Menschen schenkt. Das Verbot zielt also nicht auf Einengung des Menschen, sondern auf Schaffung eines Gegenübers, das fähig ist, sich zu verhalten und Antwort zu geben.(3, S.36) – Und natürlich hat dieser Baum eine zweite Seite. Er markiert den Unterschied zwischen Gott und Mensch, Schöpfer und Geschöpf und fragt den Menschen damit, was er sein will.(3, S.37) Geschöpf, wie Gott ihn geschaffen hat, oder doch Gott?
   Wir wissen, wie es ausgeht. Der Mensch, dem die ganze Welt mit einladender Geste angeboten wird, der wird am Ende sagen: Das ist nicht genug.“ So ist der Mensch: ein Wesen, dem die Welt nicht genug ist.(4, S.188)
   Doch wie kam es dazu? Und da tauchen wir ein in den Dialog zwischen Schlange und Frau. Und wir halten uns dabei nicht damit auf, zu fragen, woher das Böse kommt, denn darauf will unser Text gar keine Antwort geben.(4, S.177/5, S.18) Wir erfahre nur soviel: Und die Schlange war listiger als alle Tiere auf dem Felde, die Gott der HERR gemacht hatte. Die Schlange ist ein Geschöpf Gottes, doch das, was aus ihr spricht, ist nicht von Gott. Das Böse bricht hier durch dieses Geschöpf in die Welt des Menschen ein. Und wie es das tut, das ist durch die Jahrtausende hin gleich, bis heute.
   Wie also fängt der Weg weg von Gott an? Interessanterweise fängt der Abweg nicht mit dem großen Atheismus, der großen Gottesver­leugnung an; auch nicht mit einer plumpen Aufforderung, das Verbotene zu tun.(4, S.132f.143) Nein, der Weg von Gott weg, fängt mit einer theologischen Diskussion an.(4, S.132f) Und die Schlange stellt sich dumm und uninformiert.(3, S.43) Sie gibt Eva damit die Gelegenheit, sich klug vorzukommen. „Sollte Gott gesagt haben, ihr sollt nicht essen von allen Bäumen?“ Nur ein kleines Wort ist anders, ansonsten entspricht es genau dem Wortlaut dessen, was Gott sagte.(3, S.43) Ein „nicht“ ist eingefügt, im Hebräischen nur zwei Buchstaben. – Ach wie freuen wir Menschen uns, wenn wir etwas besser wissen! In jedem von uns steckt ein kleiner Schulmeister.(3, S.43) Die Behauptung der Schlange kann Eva doch nicht auf Gott sitzen lassen!
   Und schon mit der Art und Weise, wie die Schlange die Frage stellt, sät sie Zweifel(4, S.150): „Sollte Gott gesagt haben, ihr sollt nicht essen von allen Bäumen?“ Wie oft begegnet uns diese Frage in allen möglichen Spielarten im eigenen Herzen? Sollte Gott gesagt haben, dass Mann keine anderen Frauen ansehen darf? Sollte Gott gesagt haben, dass man nicht Sterbehilfe leisten darf? Sollte Gott gesagt haben, dass wir mit Babies im Mutterbauch nicht verfahren können wie wir wollen?(vgl. 6) Sollte Gott gesagt haben, dass das Finanzamt den bald größeren Teil der Lohntüte bekommt? Du kannst doch auch vom Zurückbehaltenen etwas spenden... „Sollte Gott gesagt haben?“ Mit dieser Frage bringt die Schlange – die im Hebräischen übrigens männlich ist(1, S.4) – Eva in eine Verteidigungshaltung. Und indem Eva Gott verteidigt, verschiebt sich ihre Perspektive: zuerst verschärft sie Gottes Gebot: aus: „ihr sollt nicht essen“, wird: „ihr sollt nicht einmal berühren“.(3, S.44) Und damit rückt die verbotene Frucht erst so richtig ins Zentrum des Interesses.(1, S.4)  Die erste, die in diesem Gespräch den gefährlichen Baum benennt, ist nicht etwa die Schlange, sondern Eva.(3, S.44) Und dahin geht nun auch alle Aufmerksamkeit. Es gibt nun nicht mehr die vielen Bäume im Garten Eden, von denen man essen kann, es gibt in den Augen von Eva nur noch den einen Baum.(1, S.4/2, S.51) Genauso wie im Kinderzimmer, das voller Spielzeuge ist: Plötzlich wollen alle Kinder dasselbe Auto oder dasselbe Schleichpferd haben und können sich an den anderen nicht mehr freuen. Die Schlange lenkt den Blick vom Reichtum, den Gott ausgeteilt hat, auf die eine Beschränkung. Und das beginnt zu wirken. „Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er eine Lust wäre für die Augen und verlockend.“ – Das ist übrigens genau die Beschreibung, die ein Kapitel vorher von allen Bäumen im Garten gesagt wird; für Eva, scheint es, gilt das jetzt nur noch von diesem einen Baum.(2, S.51)
   Und da sind wir wieder bei uns, liebe Gemeinde, jeder von uns hat in seinem Lebensgarten mindestens einen Baum, von dem er nicht lassen will. Da können die 99 anderen Bäume Gott gehören, dieser eine Baum, den enthalten wir Gott vor.(4, S.142f) Wir erkennen solche Bäume in der Regel daran, wofür wir stets Zeit und Geld haben(2, S.48): die Karriere, ein Mensch, oder die Firma, Macht, Sexualität oder Geld. Solange wir diese Bäume nicht Gott anvertrauen, bleibt ein Riss, ein Misstrauen, zwischen uns und Gott.(2, S.49f) Da können wir Gott alle Türen zu allen Zimmern unseres Lebens öffnen, solange diese eine Tür für ihn verschlossen bleibt, ist die Gemeinschaft mit ihm unvollkommen.(4, S.143) Und wir finden hinter dieser einen Tür, an diesem einen Baum auch die Antwort auf die Frage, warum wir Gott nicht so erfahren, wie wir uns das wünschen. Und das Misstrauen, das einmal gesät ist, wächst und trennt uns vom Vaterherzen Gottes.
   So auch hier. Denn nun holt die Schlange bzw. der Schlangrich, zum letzten Schlag aus, er ändert mit einem Mal die Tonart und malt den guten Gott schlecht(3, S.44): „Ihr werdet keineswegs sterben, sondern Gott weiß, an dem Tag, an dem ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.“
   
Als erstes zieht sie Gott Wort in Zweifel. So als würde sie uns sagen: Denk nur nicht, dass ihr sterben werdet! So entscheidend ist der Glaube nun auch wieder nicht, dass es da um Leben und Tod ginge.(vgl. 4, S.147) Nimm Gott nur nicht so ernst. Ein bisschen Glauben und die biblischen Werte, das ist okay, aber sonst entspann dich und mach dein Ding. -- „Ihr werdet keineswegs des Todes sterben.“
  Und was dann geschieht, ist ein Frontalangriff. Die Schlange verkehrt Gottes gutes Wesen in das Bild eines egoistischen Gottes, der den Menschen kleinhalten will.(3, S.45) „An dem Tag, da ihr davon esset, werden eure Augen aufgetan und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.“ Zwischen den Zeilen heißt das: Genau das will dieser Gott nicht. Das Beste will er für sich behalten. Nicht Liebe zu euch treibt ihn an, sondern Eifersucht um die eigene Größe.(3, S.45) Gott ist ein Knauser, der dir sogar die paar Früchte verbietet. Er will nicht dein Glück. Darum, mach  dich unabhängig von Gott, sei selbstbestimmt, was gut und böse, was nützlich und was schädlich ist, weißt du schon selbst. An die Stelle der Beziehung zu Gott tritt so die Absolutstellung des eigenen ICH.(1, S.4/3, S.49)
   
Und so geschieht es: Und sie nahm von seiner Frucht und aß und gab ihrem Mann, der bei ihr war, auch davon und er aß. Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze. 
  
Und damit kommen wir zum zweiten Teil unseres Textes. Wir werden ihn nicht so eingehend betrachten können wie den ersten, und doch wird er uns die Augen über uns und über Gott öffnen: Dem ersten Menschenpaar gehen die Augen auf. Das wurde ihnen ja von der Schlange versprochen. Doch die Erkenntnis, die ihnen da aufgeht, ist dürftig, sie merken, dass sie nackt sind. Scham heftet sich an ihre Fersen, Scham vor Gott, vor dem andern und auch vor sich selbst.(1, S.5) Feigenblätter müssen das notdürftig kaschieren. Auch zu sein wie Gott, wurde ihnen von der Schlange versprochen. Normalerweise sollte man erwarten, dass der Mensch nun selbstbewusst Gott gegenübertritt und ihn, nun selbst mächtig geworden, aus dem Garten vertreibt um sich seines neuen Status zu erfreuen.(3, S.61) – Das Gegenteil ist der Fall. Adam und Eva verstecken sich. Wir lernen: Die Versuchung, wenn wir ihr erlegen sind, bringt keinen Zuwachs an Lebensqualität, sondern mindert unsere Freiheit.(vgl. 7) Hier ist der erste Satz aufschlussreich, den der Mensch an Gott richtete: „Ich fürchtete mich.“(8, S.188) Mit der Trennung von Gott zieht die Furcht in unser Leben ein. Dazu kommt das Sich-vor-Gott-Verstecken.
  Es ist wiederum mehr als aufschlussreich, was Gott hier tut und was die Menschen tun. Gott weiß ja längst, was geschehen ist, er hat bis zum kühlen Abend gewartet, dass der Mensch mit dem, was er tat, zu ihm kommt, aber der Mensch kommt nicht.(3, S.63) Das ist der Regelfall bis heute, wir bleiben mit unserer Schuld bei uns und bleiben darum im Tiefsten allein. Als Gott merkt, dass der Mensch nicht kommt, macht er sich auf den Weg und sucht ihn: „Adam, wo bist du? Mensch, wo bist du?“ Hier beginnt eine Suche nach dem Menschen, die einmal in Jesus Christus ihren Höhepunkt erreichen wird.(4, S.180) So sehr sucht Gott uns Menschen, dass er eben nicht egoistisch festhält an seiner Gottheit, sondern dass er sich sogar selbst degradiert(vgl. Phil 2,5–8), Mensch wird und in die Untiefen von Stall und Kreuz hinabsteigt, um sich hörbar zu machen: „Mensch, wo bist du?“ Um uns nach Hause zu holen, zum Vater.
   Nun, als sein Versteck aufgeflogen ist, da tritt Adam mit Eva aus dem Buschwerk seines neuen Lebens und nennt auch den Grund seiner Furcht. „Ich fürchtete mich, denn ich war nackt.“ Und wieder baut Gott dem Menschen eine goldene Brücke um seine Schuld einzugestehen. Denn gegen Sünde hilft keine Erklärung, sondern nur das Bekennen.(3, S.66) Gott stellt so etwas wie eine Suggestivfrage. Was in der Pädagogik eher vermieden wird, das ist hier Zeichen von Gottes Liebe, er legt die Antwort dem Menschen im Grunde in den Mund, nach dem Motto(3, S.64): „Nicht wahr, du hast gegessen von dem Baum, vom dem ich dir gebot, du solltest nicht davon essen.“ Gott nimmt dem Menschen die Formulierung des Schuldbekenntnisses ab. Es bräuchte nur ein JA von Adam. Stattdessen beginnt das uralte Verschiebespiel. Adam schiebt die Schuld auf seine Frau, Eva auf die Schlange. Doch das, was Adam tut, ist noch abgründiger: Anstatt sich zu seiner Schuld zu bekennen, opfert er nicht nur seine Frau – wir erinnern uns: das Essen der verbotenen Frucht war mit der Todesstrafe belegt! –, sondern er klagt Gott selbst an(3, S.65): „Das Weib, das DU, Gott, mir zugesellt hast, gab mir von dem Baum.“
   
Mit anderen Worten: „Ich kann nichts dafür. Die Frau ist schuld und im Grunde du, Gott. Denn du bist der Urheber dieser Versuchsanordnung.“ – Uns Menschen wäre anstelle Gottes längst der Kragen geplatzt, wir hätten den Schöpfungsball spätestens jetzt mit einem kräftigen Tritt in die hinterste Ecke des Weltalls befördert und noch einmal von vorn angefangen. Nichts so Gott, er hat Geduld und indem er straft, ist er zugleich gnädig.(vgl. 9)
   Gott straft und das ist hier zugleich ein Zeichen, dass Gott das Handeln des Menschen ernst nimmt, dass er dich und mich ernst nimmt.(3, S.65f) Und Gott ist barmherzig, er legt die Strafe zugunsten des Menschen aus. Tatsächlich tritt der Tod nun in die Schöpfung, aber Adam und Eva müssen nicht sofort sterben. Sie bekommen eine Schonfrist.(3, S.76/4, S.194) Und das ist menschliches Leben bis heute, jeder Tag, den Gott uns gewährt, steht unter dieser Überschrift: Siehe jetzt ist die Zeit der Gnade, siehe jetzt ist der Tag des Heils.(2.Kor. 6,2) Jeder Tag ist lang genug um Gott zu finden.(vgl. 10) Und bis dahin darf Adam, dürfen wir alle, du und ich, ein Stück weiterleben.(4, S.195)
   
Adam muss nun im Schweiße seines Angesichts den Acker bestellen. Eva muss unter Schmerzen Kinder gebären. „Eva, dein Verlangen wird nach deinem Mann sein und er wird dein Herr sein.“(vgl. 11) Viele haben in diesen Zeilen die biblische Rechtfertigung der Unterdrückung von Frauen gelesen. Man möchte sie bitten, genauer zu lesen. Denn Gott beschreibt hier einen ungerechten Zustand,(3, S.68) als Konsequenz der Abwendung des Menschen von Gott. Gedacht hat Gott es anders! „Es ist nicht gut, das der Mensch allein sei, ich will ihm ein Gegenüber schaffen.“(1.Mo. 2,18) Aus dem Gegenüber ist hier ein Gefälle geworden und wo immer wir aus diesem Gefälle wieder ein Gegenüber von Mann und Frau machen, kommen wir dem Garten Eden und Gottes Absicht ein Stück näher. Das nämlich sagen diese Zeilen!
   Zuletzt wird der Mensch aus dem Paradies vertrieben, damit er nicht noch vom Baum des Lebens esse. Das ist Strafe und Gnade in einem. Denn stelle dir vor, wie ein Leben wäre, in dem du im Schweiße deines  Angesichts mühselig arbeiten musst, und es hat kein Ende.(2, S.60) Wir werden doch schon unruhig, wenn das Renteneintrittsalter von 65 auf 67 steigt.
   Und darum der Schluss: Gott sorgt für die Menschen. Statt sie den sofortigen Tod erleiden zu lassen, macht er ihnen Schurze aus Tierfellen. Leben für Leben. Tiere sterben, damit Menschen leben können. Einst wird Gottes Sohn sterben, damit der Eingang des Paradieses wieder offen steht und der Cherub mit dem zuckenden Schwert beiseitetritt und uns einlässt. Sodass wir hier schon singen können: „Jesus, zu dir kann ich so kommen wie ich bin, und: Jesus bei dir muss ich nicht bleiben wie ich bin... Darum leg ich Licht und Schatten meines Lebens vor dich hin.“ Mehr noch, wo wir so singen, da winkt uns der Cherub heute schon durch in Gottes Gegenwart und an sein Herz.
   Amen.

Verwendete Literatur:
1) Jürgen Ebach, „Mensch, wo bist du?“ Beobachtungen und Überlegungen zur Losung des Deutschen Evangelischen Kirchentages 2009 in Bremen und zu ihrem biblischen Bezugstext in 1. Mose 3.
2) Heinz Zahrnt, Leben – als ob es Gott gibt. Statt eines Katechismus. München, Neuausgabe, 5. Aufl. 1994.
3) Siegfried Kettling, Wer bist du, Adam? Gottes Geschichte mit den Menschen. Wuppertal und Zürich, 2. Aufl. 1993.
4) Helmut Thielicke, Wie die Welt begann. Der Mensch in der Urgeschichte der Bibel, Stuttgart 3. Aufl. 1963.
5) Claus Westermann, Tausend Jahre und ein Tag. Unsere Zeit im Alten Testament, Stuttgart 1957.
6) Unmittelbar in den Tagen (11.7.25) vor dieser Predigt scheiterte im Bundestag die Wahl der Kandidatin Prof. Dr. Frauke Brosius-Gersdorf zur Verfassungsrichterin. Ein treibender Grund dafür war, dass die Kandidatin die Ansicht vertrat, dass einem Baby, solange es im Mutterleib ist, keine Menschenwürde im vollumfänglichen Sinne zukomme. („Für die Geltung des Art. 1 I GG erst ab Geburt spricht, dass zwischen dem Ungeborenen und dem geborenen Menschen (…) im Hinblick auf die Würdebegabung Unterschiede bestehen. (…) Die Annahme, dass die Menschenwürde überall gelte, wo menschliches Leben existiert, ist ein biologistisch-naturalistischer Fehlschluss.“ – Quelle: https://www.cicero.de/innenpolitik/frauke-brosius-gersdorf-verteidigt-sich-debatte-beendet-mitnichten) Daraus ließe sich die Schlussfolgerung ziehen, Abtreibung bis zur Geburt rechtlich zu ermöglichen. – Nach außen kommuniziert wurden als Grund der Ablehnung allerdings Plagiatsvorwürfe im Blick auf die Doktorarbeit der Kandidatin. - Vergleiche auch: https://www.die-tagespost.de/politik/menschenwuerde-auch-schon-im-mutterleib-art-265086 
- Und Bericht auf ARD: https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/wahl-richter-bundesverfassungsgericht-100.html (Abrufdatum 15.7.2025)
7) Siegfried Kettling nennt exemplarisch: Gottesverlust und Furcht vor Gott statt Sein wie Gott; Ichverlust statt Ichfindung; Weltverlust statt Weltherrschaft; entfremdete Beziehungen statt ungetrübter Gemeinschaft. (Vgl. a.a.O. S. 76f).
8) Axel Kühner, Eine gute Minute. 365 Impulse zum Leben, Neukirchen-Vluyn, 10. Aufl. 2012, S. 188.
9) Hanna Spina, Mit Gott (spazieren) gehen, in: Leben ist Mehr. Impulse für jeden Tag. 2022, Dillenburg 2021, Beitrag zum 24.5.2022.
10) Dietrich Bonhoeffer: „Der Tag ist die Grenze unsers Sorgens und Mühens. Er ist lang genug, um Gott zu finden oder zu verlieren, um Glauben zu halten oder in Sünde und Schande zu fallen. Darum schuf Gott Tag und Nacht, damit wir nicht im Grenzenlosen wanderten, sondern am Morgen schon das Ziel des Abends vor uns sähen.“ Quelle: Illegale Theologenausbildung: Finkenwalde 1935–1937, DBW Band 14, Seite 871. 
11) Statt der Übersetzung nach Luther: „Und zur Frau sprach er: Ich will dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger wirst; unter Mühen sollst du Kinder gebären. Und dein Verlangen soll nach deinem Mann sein, aber er soll dein Herr sein.“, lässt sich 1.Mo 3,16 auch wie in der Basisbibel übersetzen: „Zur Frau sagte er: „Jedes Mal, wenn du schwanger bist, wirst du große Mühen haben. Unter Schmerzen wirst du Kinder zur Welt bringen. Es wird dich zu deinem Mann hinziehen, aber er wird über dich bestimmen.“ Diese Übersetzung bringt viel stärker zum Ausdruck, dass es sich hier nicht um ein Gottesgebot im Sinne: „So soll es sein!“ handelt, sondern um eine Beschreibung der Realität außerhalb des Paradieses.

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