titel grossschoenau1

titel hainewalde1

 

titel waltersdorf

titel hoernitz

Der HERR, mein Gott, macht meine Finsternis licht. (Psalm 18,29)


"No, je ne regrette rien"

Tagesimpuls für den 26. März

Liebe Gemeindeglieder und Gäste,
das Lied No, je ne regrette rien hat Édith Piaf erstmals vor 60 Jahren gesungen. Es bedeutet so viel wie: „Nein, ich bereue nichts.“ Ein Lied, das durch die einzigartige Stimme Piafs noch heute im Ohr ist. Der Inhalt des Liedes selbst, hält bei näherem Hinsehen allerdings weniger stand. Erklärt das Lied doch, nichts, aber auch gar nichts, weder Schönes noch Schlechtes zu bereuen und so mit der Vergangenheit komplett abzuschließen. Wie realistisch und wie sinnvoll ist das? Im Vers aus dem Neuen Testament klingt das heute anders: „Die Traurigkeit nach Gottes Willen wirkt zur Seligkeit eine Umkehr, die niemanden reut.“ (2. Kor. 7,10). Auch hier ist auf den ersten Blick die Rede davon, dass wir etwas nicht zu bereuen brauchen. Normalerweise beziehen wir das auf die schönen Dinge im Leben, wir bereuen nicht, eine Reise gemacht oder uns Zeit für ein gutes Buch genommen zu haben. In unserem Tagesvers geht es allerdings darum, die „Traurigkeit“ nicht zu bereuen. Das klingt paradox. Im Blick steht aber nicht das Gefühl der Traurigkeit oder des Schmerzes selbst, sondern die Wirkung. Wenn die Betrübnis zu einer Umkehr führt, also zu einem Sinneswandel hin zu Gott, dann darf man im Blick auf diese Traurigkeit mit der Piaf singen: No, je ne regrette rien – und übrigens auch mit Paulus: „Denn, wenn ich euch auch durch meinen Brief traurig gemacht habe, reut es mich nicht.“ (2.Kor 7,8). Durch einen harschen Brief, den Paulus „unter Tränen“ (2.Kor. 2,4) schrieb, war ein Irrweg der Gemeinde in Korinth abgewendet worden. Durch Tränen hindurch zum Glück, sozusagen.
Wenn ich das auf unsere Lage heute beziehe, rückt mir der Vers noch näher. Es gibt eine "Traurigkeit nach Gottes Willen", die Rettung bewirkt, und – so geht unser Vers eigentlich noch weiter! – es gibt eine "Traurigkeit der Welt", die den Tod bewirkt.
Für beides gibt es Anschauungsunterricht in diesen Tagen.
Die Traurigkeit dieser Welt sehen wir vielerorts. Dunkel schimmert es zwischen wachsendem gegenseitigen Misstrauen und erschreckenden Szenen im Fernsehen. Ich erhielt heute einen Hinweis auf einen Artikel, der das sehr gut widerspiegelt: Der italienische Philosoph Giorgio Agamben beschrieb das in der Neuen Zürcher Zeitung so: „die Panikwelle, die ganz Italien zum Erliegen brachte, [hat] deutlich gezeigt, dass unsere Gesellschaft an nichts mehr glaubt ausser an das nackte Leben.“ Und diese Angst „ist nicht etwas, was die Menschen verbindet, sondern was sie trennt und blind macht.“ Was aber wird aus einer „Gesellschaft, die keinen anderen Wert mehr hat als das eigene Überleben?“, so fragt er weiter.(1)
Wir müssten hoffnungslos werden, wäre das der einzige Anschauungsunterricht. Zum Glück gibt es neben der „Traurigkeit der Welt“ auch eine Traurigkeit, die Leben freisetzt und schafft. Auch dafür ein Beispiel aus Italien: Zu Tränen gerührt hat Viele die Lebensgeschichte des Giuseppe Berardelli, eines 72-jährigen italienischen Priesters aus Bergamo, der auf sein Beatmungsgerät verzichtet hat, damit ein Jüngerer überleben konnte.(2) Sein Tod macht traurig, doch sein Handeln setzt der Angst vor dem Virus etwas entgegen, etwas das wichtiger ist als die rein medizinischen Möglichkeiten: nämlich den Mut und das Dasein füreinander. Und in seinem Handeln leuchtet zugleich die Hoffnung von Ostern auf, die auch im Todesdunkel das Licht neuen Lebens sieht.
Ich schreibe das bei Weitem nicht in der Gewissheit, es Giuseppe Berardelli gleichtun zu können - ja ich muss sagen: vermutlich hätte ich nicht die Kraft dazu. Aber ich schreibe das in einer echten Traurigkeit; in der Traurigkeit über eine Kirche, die auf die Krise scheinbar keine andere Antwort findet, als den medizinisch empfohlenen Rückzug in die keimfreie digitale Welt. Doch wer weiß, vielleicht ist gerade dies eine „Traurigkeit nach Gottes Willen“, und damit der Beginn einer notwendigen Umkehr?
Herzlich grüßt Sie, Ihr Pfr. Gerd Krumbiegel

(1) s. https://www.nzz.ch/feuilleton/giorgio-agamben-ueber-das-coronavirus-wie-es-unsere-gesellschaft-veraendert-ld.1547093 (Abrufdatum 26.3.2020)
(2) s.  https://www.welt.de/vermischtes/article206766823/Corona-in-Italien-Priester-ueberlaesst-Beatmungsgeraet-einem-Juengeren.html Abruf-
datum 26.3.2020) (Und selbst wenn, wie jetzt berichtet wird, es sich etwas anders zugetragen haben sollte, so spricht doch die Tatsache, dass in Italien mittlerweile 50 Geistliche an Covid-19 verstorben sind - viele davon in Ausübung ihres Dienstes - eine klare Sprache.)

Ev.-Luth. Kirchgemeinde Großschönau 
Hauptstr. 55
02779 Großschönau
Tel: 035841/ 35776
Fax: 035841/ 67715
Email: kg.grossschoenau@evlks.de
Pfarrer Gerd Krumbiegel
Tel. 035841/ 67716

Pfarrerin Christin Jäger
ist bis Dezember in Elternzeit.
Kontakt ist derzeit nur über Mail möglich:
Christin.Jaeger@evlks.de

 
Öffnungszeiten des Pfarramtes
Großschönau, Hauptstraße 55: Di. und Do. 8.30 – 12.00 Uhr
und 14.00 – 17.30 Uhr
Hainewalde, Bergstr. 27: Montag 15.00 – 17.00 Uhr
Hörnitz, Zittauer Str. 12: Dienstag 16.00 – 18.00 Uhr
Waltersdorf Dorfstraße 75: Mittwoch 14.30 – 16.30 Uhr

Friedhofsangelegenheiten Hainewalde: Herr Andreas Großer Montags 15.00-17.00 Uhr im Hospital, am Kirchberg 6, in Hainewalde

Diese Website nutzt Cookies. Wenn Sie die Website weiter nutzen, stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.