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Der HERR, mein Gott, macht meine Finsternis licht. (Psalm 18,29)


Die Schuster-Orgel von 1949

Im Sommer 1947 erteilte die Kirchgemeinde den Auftrag zum Neubau einer Orgel auf der ersten Empore an die Firma A.Schuster u.Sohn, Zittau. Damit wurde die Vorgängerorgel von Schlag nach noch nicht einmal 50 Jahren abgelöst. Das hat eine Vorgeschichte. 1927 führte die Firma Schuster eine Generalreparatur der Schlag-Orgel durch, die Firma Schlag existierte nicht mehr. 1935 fand eine teilweise Umdisponierung statt: 5 neue Register wurden durch de Firma Schuster eingebaut, für 8 weitere Register wurde das vorbereitet. Die technische Anlage der Orgel blieb davon unberührt. Jedenfalls häuften sich 1947 die Klagen über Defekte und Mängel der Orgel.

Was mag die Kirchvortsher und die Sachverständigen 1947 wohl bewogen haben, diesen Beschluß zu einem Neubau zu fassen? Rein künstlerische Erwägungen werden es wohl nicht gewesen sein. Wie aus der Festrede von Finanzdezernent Fritz Mättig hervorgeht, war die Finanzierung zunächst gesichert. In dieser Rede räumt er aber auch ein, dass der Entschluss zum Orgelneubau bei vorheriger Kenntnis der tätsächlich aufgetretenen Schwierigkeiten wohl kaum gefasst worden wäre. Allein durch die Währungsreform vom 23. Juni 1948 war der Finanzplan hinfällig. Bekanntlich wurde in der Ostzone auf Befehl der Sowjetischen Militärverwaltung die Reichsmark durch die Rentenmark ersetzt, Guthaben bis 100 Mark wurden 1:1 umgestellt, höhere Einlagen, besonders, wenn sie vor 1945 angespart worden waren im Verhältnis 10:1 abgewertet. Hinzu kam die Materialknappheit.

Vielleicht spielte die Abischt, angesichts der Unwägbarkeiten der Nachkriegsentwicklung das Geld sinnvoll anzuwenden, eine massgebende Rolle. Kantor Schiffner trat, wie ich von ihm selbst erfuhr, für eine Umdisponierung der Schlag-Orgel ein. Die Umstände der Entscheidungsfindung werden sich heute nicht mehr erhellen lassen. Bei aller Kritik vom heutigen Standpunkt aus ist es jedoch erstaunlich, was damals geleistet wurde.

Die Westseite des Kirchenschiffes wurde umgebaut, um die neue Orgel auf der Höhe der ersten Empore aufstellen zu können. Von der alten Orgel wurden die Hauptwindladen übernommen, die neuen Register standen auf hinzugefügten Taschenladen. Die Spieltraktur war elektropneumatisch, d.h. von der Taste bis zur Windlade wurde der Spielimpuls elektrisch übertragen, ein Relais steuerte dann die Öffnung der Pfeifenventile. Wie groß die Materialprobleme waren zeigt sich allein daran, dass man dafür Sperrsignalmagnete, die in der Telefontechnik Verwendung fanden, einbauen musste. Den Spieltisch fertigte Orglbaumeister Siegfried Schister selbst (!), vor dem Krieg gab es dafür Zulieferer.


Die Disposition war:

 

Hauptwerk

Oberwerk

Rückpositiv

Pedal

Gedackt 16´

Geigenprinzipal 8´

Weotgedackt 8´

16´Prinzipalbaß

Prinzipal 8´

Gedackt 8´

Qunitade 8´

Subbaß 16´

Gemshorn 8´

Zartgeige 8´

Prästant 4´

Oktavbaß 8´

Rohrflöte 8´

Geigenschwebung 4´

Blockflöte 2´

Baßflöte 8´

Dolce 8´

Prinzipal 4´

Sesquialtera 2fach

Oktavbaß 4´

Oktave 4´

Rohrflöte 4´

Zimbel 3fach

Choralflöte 2´

Hohlflöte 4´

Nasat 2 2/3´

 

Hintersatz 4-6fach

Oktave 2´

Nachthorn 2´

 

Posaune 16

Quinte 2 2/3´

erzflöte 1 3/5´

 

Trompete 8´*

Mixtur 4-5fach

Quinte 1 1/3´

 

Klarinbaß 4´ *

Kleinmixtur 3-4fach

Flageolett 1´

 

 

Trompete 8´

Krummhorn 8´ (seit 1994)

 

 

Klarine 4´*

Schalmei 4´*

 

 

 

 

Koppel OW-HW , RP-HW, OW-RP , HW-P, OW-P, RP-P

Zungenstimmen Einzelabsteller

3 freie Kombinationen

feste Kombinationen mf, Pleno , Tutti, Walze

Balanciertritt für Schweller zum OW

Register wurden nicht eingebaut, die unterstrichenen Register stammen vollständig aus der Schlag-Orgel.

 

Die Abnahme der Orgel nahm der Bautzner Domorganist KMD Horst Schneider vor, im Abnahmegutachten lobt er das Gesamttergebnis in Anbetracht der überwundenen Schwierigkeiten. Der Gesamtklang entsprach den Vorstellungen der frühen Orgelbewegung. Über einem schlanken Grundstimmenfundament erhebt sich ein steiler, heller und scharfer Mixturklang. Die Pfeifen der Schlag-Orgel wurden dementsprechend umintoniert. Von den vorgesehenen Zungenstimmen konnten nur die Schlag-Register Trompete und Posaune eingebaut werden, für die anderen blieb der Platz unbesetzt.

Kritik löste immer wieder der Prospekt aus. Große Metallpfeifen waren dafür nicht vorhanden (das ganze Großpedal hatte Holzpfeifen), nur das Rückpositiv erhielt einen zeittypischen Freipfeifenprospekt. Die Möbelfabrik Richter, Großschönau, sponserte das Material für den Lattenprospekt der Hauptorgel. Den Entwurf dazu lieferte der angesehene Zittauer Architekt Richard Schiffner (Pläne zum Innenausbau der Kreuzkirche Seifhennersdorf nach dem Brand, Dr.-Kurt-Heinke-Turm auf dem Breiteberg, das „grüne Haus“ in der Görlitzer Straße in Zittau u.v.a.) Wie sollte man in Anbetracht der Beschränkungen die Fassade der Orgel auch besser gestalten? Immerhin verriet der Lattenprospekt vom Kirchenschiff aus betrachtet die Gliederung der Hauptorgel in Oberwerk und Hauptwerk deutlich erkennbar. Selbst wenn hinreichend Zinkpfeifen zur Verfügungung gestanden hätten und der Prospekt der Hauptorgel wie etwa in der Nicolaikirche Spitzkunnersdorf stärker gegliedert und aufgelockert worden wäre, bleibt eine harmonische Lösung für mich schwer vorstellbar.

Klanglich hätte die Orgel den Hörers gewiß noch lange gefallen, aber der Zustand der damals schon veralteten Kastenladen und das technische Konglomerat der Spieltraktur sorgten ständig für Störungen und zwangen in den 90er Jahrebn zu einer grundsätzlichen Entscheidung.

 

Gerd Brandler

 

Quellen: Abnahmegutachten Horst Schneider, Rede Fritz Mättig, Kostenanschlag der Ffirma Eule

 

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